Störungen oder Krisen können die Geschäftstätigkeit von Unternehmen einschränken oder sogar vollständig zum Erliegen bringen. Business Continuity Management (BCM) soll sicherstellen, dass ein Unternehmen für den Ernstfall vorbereitet ist und der Geschäftsbetrieb weiterhin stattfindet – insbesondere in Bezug auf die kritischen Geschäftsprozesse, die für das Überleben des Unternehmens unverzichtbar sind.

Es geht um die Zukunft des Unternehmens

Sollte der Ernstfall eintreten, kann die Existenz des Unternehmens auf dem Spiel stehen. Denn während Kosten weiterhin entstehen, bleiben die Einnahmen aus. Im schlimmsten Szenario droht die Insolvenz. In Anbetracht derart hoher Risiken ist es empfehlenswert, dass Unternehmen konkrete Strategien zur Bewältigung von Krisen entwickeln und implementieren.

Allerdings ist die Umsetzung keine leichte Aufgabe. In diesem Beitrag zeigen wir nicht nur die Vorteile eines BCM auf. Wir befassen uns ebenso mit den Stolpersteinen, erläutern bewährte Vorgehensweisen und geben praxisnahe Empfehlungen zur erfolgreichen Einführung und kontinuierlichen Weiterentwicklung.

Was ist Business Continuity Management?

Business Continuity Management (BCM) beschreibt ein systematisches Verfahren zur Vorbereitung auf Krisensituationen mit dem Ziel, geschäftskritische Prozesse auch bei Störungen fortzuführen oder schnellstmöglich wiederherzustellen. Damit unterscheidet sich BCM klar vom klassischen Risikomanagement: Während dieses Risiken identifiziert und bewertet, geht BCM einen Schritt weiter und legt konkrete Maßnahmen für den Krisenfall fest.

Ein professionelles BCM orientiert sich an internationalen Standards wie der ISO 22301, die Anforderungen an ein wirksames Managementsystem zur Geschäftskontinuität definiert.

Die Zielsetzung von BCM umfasst verschiedene Aspekte:

  • Kontinuität sicherstellen
    Organisationen müssen in der Lage sein, zentrale Geschäftsprozesse trotz gravierender Störungen weiterzuführen – oder schnellstmöglich wieder aufzunehmen.
  • Risikominimierung
    BCM identifiziert potenzielle Störungen (z.B. Ausfall von IT-Systemen, Lieferkettenunterbrechung, Personalausfall) und entwickelt präventive Maßnahmen zur Reduktion der Eintrittswahrscheinlichkeit oder Schadenshöhe.
  • Schadensbegrenzung
    Im Krisenfall gilt es, finanzielle, operative und reputative Schäden zu begrenzen. BCM hilft bei der Priorisierung und schnellen Umsetzung notwendiger Maßnahmen.
  • Wiederherstellungsfähigkeit verbessern
    Strategien wie Backups, Notfallarbeitsplätze oder cloudbasierte Anwendungen fördern die Fähigkeit zur Wiederaufnahme zentraler Prozesse.
  • Compliance
    In regulierten Branchen (z.B. Finanzwesen, Gesundheit, kritische Infrastrukturen) verlangen Aufsichtsbehörden oder gesetzliche Vorgaben (z.B. NIS2, ISO 27001) ein funktionierendes BCM.
  • Vertrauen sichern
    Ein gut dokumentiertes und getestetes BCM stärkt das Vertrauen von Kunden, Partnern, Investoren und Behörden – besonders in Krisensituationen.

Notwendigkeit kontinuierlicher BCM-Überprüfungen

Das Umfeld, in dem Unternehmen agieren, ist dynamisch: Technologischer Fortschritt, politische Krisen, Klimarisiken und regulatorische Anforderungen verändern sich ständig. BCM ist daher kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess.

Ein bewährter Rahmen für die zyklische Weiterentwicklung ist der PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act). Er ermöglicht die regelmäßige Überprüfung und Anpassung aller Maßnahmen auf Basis aktueller Erkenntnisse, Testresultate und Lessons Learned.

Sind Unternehmen verpflichtet, ein BCM zu implementieren?

Es existiert keine generelle gesetzliche Verpflichtung, ein BCM einzuführen. Doch viele Standards, Zertifizierungen und Regularien setzen ein entsprechendes Managementsystem voraus, insbesondere:

  • Cybersicherheit (z.B. NIS2-Richtlinie)
  • Informationssicherheit (z.B. ISO 27001)
  • Qualitätsmanagement (z.B. ISO 9001)

Damit ergibt sich für viele Unternehmen (besonders im KRITIS-Bereich) eine Pflicht zur Umsetzung von BCM.

Stolpersteine und Herausforderungen in der Praxis

Die Einführung eines BCM ist mit typischen Hürden verbunden: In vielen Unternehmen genießt das Thema keine hohe Priorität, besonders wenn keine akute Krise vorliegt. Häufig fehlen Budget, Zeit und personelle Ressourcen. Selbst wenn ein Grundverständnis für die Notwendigkeit vorhanden ist, bleibt das Thema in der Umsetzung oft auf der Strecke.

Hinzu kommt die Komplexität der Umsetzung: Die Identifikation kritischer Prozesse, die Durchführung einer Business Impact Analyse (BIA), die Entwicklung von Notfallplänen sowie regelmäßige Übungen und Tests erfordern nicht nur methodisches Know-how, sondern auch eine enge Abstimmung über Abteilungsgrenzen hinweg. Ohne klare Zuständigkeiten und fundierte Kenntnisse fällt es Unternehmen schwer, den Einstieg zu finden oder Maßnahmen konsistent umzusetzen.

Auch organisatorischer Widerstand stellt eine nicht zu unterschätzende Hürde dar. BCM bedeutet Veränderung – Verantwortlichkeiten verschieben sich, etablierte Prozesse werden hinterfragt, neue Abläufe müssen akzeptiert und eingeübt werden. Wenn es an transparenter Kommunikation und Rückhalt durch die Führungsebene fehlt, entstehen schnell interne Blockaden, die das Vorhaben ausbremsen oder sogar scheitern lassen.

Ein weiteres verbreitetes Problem ist die mangelnde Integration des BCM in bestehende Strukturen. Wird BCM als isoliertes Projekt behandelt (losgelöst von Risikomanagement, Informationssicherheit oder Qualitätsmanagement), fehlt die notwendige Verankerung im Tagesgeschäft. Dadurch sinkt die Wirksamkeit und die Organisation verpasst die Chance, Synergien zu nutzen und eine ganzheitliche Resilienz aufzubauen.

Best Practices für die erfolgreiche Umsetzung

Für ein wirksames Business Continuity Management haben sich folgende Vorgehensweisen bewährt:

  • Top-Management einbinden
    Ohne aktive Unterstützung durch die Geschäftsleitung fehlt es an Ressourcen und Akzeptanz. BCM muss als strategische Führungsaufgabe verstanden werden.
  • Kritische Prozesse identifizieren
    Mit Hilfe von Business Impact Analysen (BIA) lassen sich die Prozesse erkennen, deren Ausfall existenzbedrohend wäre. Nur so können Wiederanlaufpläne gezielt erstellt werden.
  • Stakeholder-Kommunikation vorbereiten
    Ein effektives BCM berücksichtigt auch die Kommunikation mit Kunden, Behörden, Lieferanten und Medien. Kommunikationspläne sind entscheidend, um im Krisenfall handlungsfähig zu bleiben.
  • Testen und Üben
    Theorie allein reicht nicht. Notfallpläne sollten regelmäßig durch Übungen validiert und bei Bedarf überarbeitet werden.
  • Integration in bestehende Systeme
    BCM sollte als integraler Bestandteil von Risikomanagement, Informationssicherheit und Qualitätsmanagement betrachtet werden – nicht als isoliertes Projekt.

Fazit

Business Continuity Management ist weit mehr als ein „Nice-to-have“: Es ist ein zentraler Bestandteil moderner Unternehmensführung. Nur Unternehmen, die ihre kritischen Prozesse kennen, auf Ausfälle vorbereitet sind und regelmäßig üben, sichern ihre Resilienz, Reputation und Wettbewerbsfähigkeit.

Ein durchdachtes BCM nach ISO 22301 schützt nicht nur vor operativen Verlusten, es stärkt auch das Vertrauen von Kunden, Partnern und Investoren. Wer jetzt handelt, investiert in die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens. Wir unterstützen Sie gerne dabei. Nutzen Sie unsere kostenlose Erstberatung, um mehr zu erfahren.

Philipp Herold

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Experte für Informationssicherheit, Compliance und Datenschutz. Berät Unternehmen mit präzisen Lösungsansätzen und umfassendem Wissen zum Schutz sensibler Daten und gesetzlicher Anforderungen.

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