Ransomware-Angriffe gehören zu den größten Bedrohungen für Unternehmen in Deutschland. Laut BSI-Bericht zur Lage der IT-Sicherheit 2024 sind besonders kleine und mittelständische Betriebe (KMU) immer häufiger betroffen, oft mit drastischen Folgen für Geschäftsbetrieb, Reputation und IT-Sicherheit. Die Angriffe werden gezielter, professioneller und folgenreicher.

Ein einziger erfolgreicher Angriff kann IT-Systeme lahmlegen, sensible Daten verschlüsseln oder abziehen und Betriebsprozesse über Wochen stören. Die wirtschaftlichen, rechtlichen und sicherheitsrelevanten Schäden sind oft existenzbedrohend. Business Continuity und Datensouveränität sind in solchen Fällen massiv gefährdet.

Was ist Ransomware und warum ist sie so gefährlich?

Ransomware ist eine spezielle Form von Schadsoftware (Malware), die auf digitale Erpressung abzielt. Dabei nutzen die Täter verschiedene Angriffstaktiken, um möglichst großen Schaden anzurichten und den Druck auf die Opfer zu erhöhen. Ziel ist stets, Geld zu erpressen – meist in Form von Kryptowährungen wie Bitcoin oder Monero, um die Rückverfolgung zu erschweren.

Nach einem erfolgreichen Angriff zeigen sich typischerweise drei besonders schwerwiegende Konsequenzen:

  • Verschlüsselung von Daten
    Dateien, Datenbanken und ganze Systeme werden unzugänglich gemacht. Dies betrifft häufig nicht nur die operative IT, sondern auch Backup-Systeme, sofern diese nicht ausreichend isoliert sind.
  • Sperrung des Systemzugriffs
    Angreifer blockieren aktiv den Zugriff auf Benutzerkonten oder administrative Funktionen, wie z.B. durch Credential Theft oder Manipulation von Identity- und Access-Management-Systemen.
  • Datenexfiltration und Erpressung (Double Extortion)
    Vor der Verschlüsselung werden sensible Daten gestohlen. Die Täter drohen, diese zu veröffentlichen oder an Dritte zu verkaufen. Dies ist ein Risiko, das auch bei intakten Backups schwer wiegt und erhebliche Compliance-Verletzungen nach sich ziehen kann.

Diese Taktiken sind Teil einer professionell organisierten Angriffskette (Kill Chain). Die Täter agieren arbeitsteilig, analysieren ihre Ziele oft über Wochen hinweg mit Hilfe von Reconnaissance-Tools und schlagen dann mit hoher Präzision zu. Ransomware ist heute kein zufälliges Massenphänomen mehr, sondern Cyberkriminalität mit professioneller Infrastruktur.

Die typischen Einfallstore: So gelangt Ransomware ins Unternehmen

Ransomware nutzt meist bekannte Schwachstellen, entweder in der Technik oder beim menschlichen Verhalten. Zu den häufigsten Angriffsvektoren gehören:

  • Phishing-E-Mails mit schadhaften Anhängen oder Links
  • Drive-by-Downloads über kompromittierte Webseiten
  • Unsichere Fernzugänge wie RDP oder ungeschützte VPNs
  • Veraltete und ungepatchte Software
  • Social Engineering und CEO-Fraud
  • Infizierte USB-Sticks und mobile Endgeräte
  • Angriffe per SMS oder Messenger (Smishing)
  • Malvertising: mit Schadcode versehene Online-Werbung

Mit modernen Arbeitsmodellen, wie etwa dem Homeoffice oder bei Nutzung privater Geräte (Bring Your Own Device, BYOD), wächst die Angriffsfläche (Attack Surface) erheblich. Technischer Schutz allein reicht nicht. Security Awareness wird zur zentralen Verteidigungslinie: Mitarbeitende müssen aktiv eingebunden und regelmäßig geschult werden.

Die Auswirkungen: Wenn das Unternehmen stillsteht

Ein erfolgreicher Angriff kann den Betrieb schlagartig zum Erliegen bringen. IT-Systeme werden unbrauchbar, Daten sind nicht mehr zugänglich, Lieferketten reißen ab. Selbst Unternehmen mit Notfallplänen geraten bei einem gut organisierten Angriff schnell an ihre Grenzen.

Besonders kritisch sind Vorfälle mit personenbezogenen Daten. Hier greifen sofort die Pflichten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Eine notwendige aber verspätete Meldung kann Bußgelder nach Art. 83 DSGVO nach sich ziehen. Ebenso drohen Reputationsverluste, Rückforderungen von Kunden oder Vertragsstrafen durch Geschäftspartner, etwa bei Nichterfüllung von Service Level Agreements (SLAs).

Die wirksamste Waffe ist Prävention – technisch und organisatorisch

Ein wirkungsvoller Schutz vor Ransomware basiert auf einem systematischen, risikoorientierten Sicherheitskonzept. Dieses sollte im Rahmen eines ganzheitlichen Informationssicherheits-Managementsystems (ISMS) sowohl technische als auch organisatorische und personelle Maßnahmen kombinieren.

Technische Maßnahmen:

  • Patchmanagement und Systemhärtung (Hardening)
  • Next-Generation-Endpunktschutz (EDR/XDR)
  • Netzsegmentierung und Zero-Trust-Architekturen
  • Multifaktor-Authentifizierung (MFA)
  • Backup-Strategien mit Offline-Backups und Wiederherstellungstests

Organisatorische Maßnahmen:

  • Security-Awareness-Schulungen und Phishing-Simulationen
  • Prozesse zur Risikoidentifikation und Bewertung (z.B. nach ISO 31000)
  • Rechte- und Rollenkonzepte (Need-to-Know-Prinzip)
  • Regelmäßige Audits und Schwachstellenanalysen (Vulnerability Scans)
  • Aufbau eines ISMS (z.B. nach ISO/IEC 27001 oder BSI IT-Grundschutz)

Die Absicherung gegen Ransomware ist kein Projekt mit Enddatum, sondern ein fortlaufender, dynamischer Prozess. Nur ein gelebtes Sicherheitsbewusstsein im gesamten Unternehmen kann nachhaltige Resilienz schaffen.

Was tun im Ernstfall? – Reagieren nach Plan

Ein Ransomware-Vorfall ist eine akute Krisensituation. Die ersten Stunden entscheiden über den weiteren Verlauf. Wichtig ist, dass die Reaktion strukturiert erfolgt, gestützt auf vorbereitete Prozesse und klar definierte Verantwortlichkeiten.

Ein effektives Incident Handling sollte sich an etablierten Standards wie ISO/IEC 27035 (Management von Sicherheitsvorfällen), BSI 200-4 (Notfallmanagement) oder dem IT-Grundschutz-Kompendium orientieren.

Unternehmen sollten klare Incident-Response-Pläne (IRPs) und verbindliche Richtlinien definiert haben. Diese sollten unter anderem folgende Elemente umfassen:

  • Erkennung und Isolierung: Betroffene Systeme müssen sofort vom Netz getrennt und (wenn möglich) forensisch gesichert werden. Ziel ist die Eindämmung der Ausbreitung und die Beweissicherung.
  • Alarmierung und Kommunikation: Relevante interne und externe Stellen müssen informiert werden, darunter IT-Security-Verantwortliche, Geschäftsführung, Datenschutzbeauftragte, CERTs (Computer Emergency Response Teams) und ggf. Strafverfolgungsbehörden.
  • Technische Analyse: IT-Forensiker analysieren den Vorfall, identifizieren Schwachstellen, bewerten Auswirkungen und dokumentieren alle Erkenntnisse gerichtsverwertbar.
  • Informationspflichten: Bei einem festgestellten Datenschutzvorfall muss gemäß Art. 33 DSGVO die zuständige Aufsichtsbehörde innerhalb von 72 Stunden informiert werden.
  • Wiederherstellung: Auf Basis sicherer Backups und vorher getesteter Recovery-Prozesse erfolgt eine kontrollierte Wiederinbetriebnahme, nach dem Prinzip „Clean Systems First“.

Alle Maßnahmen gehören in ein regelmäßig aktualisiertes Notfallhandbuch und sollten mindestens jährlich in Form von Tabletop-Übungen oder Simulationen überprüft werden.

Zahlung von Lösegeld ist keine Lösung

Zahlreiche IT-Sicherheitsfachleute und auch das BSI raten ausdrücklich davon ab, auf Erpressungsversuche einzugehen. Denn eine Zahlung bietet keine Garantie auf Entschlüsselung. Im Gegenteil: In vielen Fällen bleiben zwischen 20 % und 40 % der Daten selbst nach angeblicher Entschlüsselung unbrauchbar.

Die Tools der Täter sind oft fehlerhaft, inkompatibel oder mit weiteren Hintertüren (Backdoors) versehen. Zudem bestätigen Zahlungen das Geschäftsmodell der Angreifer. Wer zahlt, signalisiert: „Die Methode funktioniert.“ Das motiviert nicht nur Folgeangriffe, sondern kann auch zu rechtlichen Problemen führen, etwa wenn das Geld an sanktionierte Gruppen oder terroristische Organisationen fließt.

Die bessere Alternative ist eine strukturierte Incident-Response mit Unterstützung der Polizei, externer IT-Forensik, juristischer Beratung und durchdachter Krisenkommunikation. Unternehmen, die sich im Vorfeld vorbereiten, stehen im Ernstfall besser da und bleiben handlungsfähig.

Fazit: Vorbereitung ist der beste Schutz

Ransomware ist keine Frage des Ob, sondern des Wann. Entscheidend ist, wie gut Ihr Unternehmen vorbereitet ist – technisch, organisatorisch und personell. Der größte Fehler besteht darin, den Ernstfall auszublenden oder auf Glück zu hoffen.

Ein professionell aufgestelltes Informationssicherheits-Managementsystems, z.B. nach ISO/IEC 27001 oder dem BSI IT-Grundschutz, ist heute unverzichtbar. Es schafft Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten, um im Fall der Fälle schnell und gezielt reagieren zu können.

Sie möchten wissen, wie gut Ihr Unternehmen auf Ransomware vorbereitet ist?

Wir unterstützen Sie beim Aufbau eines ISMS, der Entwicklung von Notfallplänen und Schulung Ihrer Mitarbeitenden – individuell, praxisnah und normenkonform. Nutzen Sie unsere kostenlose Erstberatung, um mehr zu erfahren.

Philipp Herold

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Experte für Informationssicherheit, Compliance und Datenschutz. Berät Unternehmen mit präzisen Lösungsansätzen und umfassendem Wissen zum Schutz sensibler Daten und gesetzlicher Anforderungen.

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