178,6 Milliarden Euro Schaden in Deutschland, allein durch Cyberangriffe. Diese Zahl, veröffentlicht vom Bitkom e.V., markiert einen neuen Höchststand. Das aktuelle Bundeslagebild Cybercrime 2024 zeigt deutlich: Die Bedrohungslage im digitalen Raum ist so ernst wie nie zuvor. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen zunehmend im Fadenkreuz.
Ransomware, Phishing, DDoS: Das sind die größten Bedrohungen
Die Lage bleibt angespannt. Zwar ist die Zahl der in Deutschland angezeigten Ransomware-Fälle leicht zurückgegangen (950 Fälle), doch 94 % der Angriffe richteten sich gegen Organisationen und Unternehmen. Davon richteten sich über 80 % gegen kleinere und mittlere Unternehmen. Die Bedrohung hat sich also keineswegs entschärft. Besonders häufig betroffen waren:
- Verarbeitendes Gewerbe
- Gesundheitswesen
- Öffentliche Verwaltung
- Verkehrs- und Logistiksektor
Gleichzeitig explodierten die gemeldeten DDoS-Angriffe auf 29.399 Fälle, was einem Plus von über 30 % entspricht. Hinter vielen Angriffen stehen hacktivistische Gruppen, oft mit politscher Motivation. Die Ziele: Websites von Behörden, Flughäfen, Verkehrsbetrieben oder Landesregierungen.
Phishing bleibt ein massiver Risikofaktor. 2024 wurden über 400.000 Phishing-Mails an die Verbraucherzentrale NRW gemeldet. Besonders perfide: Smishing-Angriffe per SMS, oft im Namen von Versanddienstleistern oder Banken.
KI als neuer Gamechanger im Cybercrime
Cyberkriminelle setzen immer gezielter auf Künstliche Intelligenz (KI). Die Tools für KI-Cyberangriffe unterstützen bei:
- Der automatisierten Erstellung von Phishing-Mails
- Der Entwicklung von Malware
- Der Analyse exfiltrierter Daten für gezielte Erpressung
Ein besonders kritisches Beispiel: Im April wurde eine KI-generierte Phishing-Kampagne entdeckt, die Schadcode über vermeintliche Rechnungen eines deutschen Unternehmens verbreitete. Auch auf Plattformen wie Telegram werden betrügerische Tools gehandelt, von denen einige zwar Fake, manche aber brandgefährlich sind.
Initial Access Broker, Schwachstellen, Malware: Die Infrastruktur der Angreifer
In der sogenannten Underground Economy floriert der Handel mit Zugangsdaten, Exploits und Services. Besonders gefragt: sogenannte „Initial Access Broker“, die gegen Bezahlung Zugang zu bereits kompromittierten IT-Systemen liefern. Laut Crowdstrike ist die Zahl der Angebote 2024 um fast 50 % gestiegen.
Schwachstellen in Softwarelösungen – u.a. in FortiManager oder Zyxel-Firewalls – wurden systematisch ausgenutzt. IT-Sicherheitsforscher entdeckten zudem eine kritische Lücke bei einem deutschen Automobilhersteller, über die Bewegungsprofile von Behördenfahrzeugen öffentlich einsehbar waren.
Gute Nachrichten: Die Strafverfolgung wird schlagkräftiger
Das BKA und internationale Partner haben 2024 in mehreren spektakulären Operationen zugeschlagen:
- Operation Cronos: Zerschlagung der Ransomware-Infrastruktur von LockBit
- Operation Endgame: Ausschaltung von sechs zentralen Malware-Loadern
- Takedowns deutschsprachiger Darknet-Marktplätze wie „Crimemarket“ und „Crimenetwork“
Diese Maßnahmen zeigen Wirkung: Die Zahl der Ransomware-Zahlungen ist weltweit um 35 % gesunken.
Was KMU jetzt tun sollten
Trotz aller Fortschritte in der Strafverfolgung gilt: Die Verantwortung für präventive IT-Sicherheit liegt in den Unternehmen selbst. Wer sich nicht aktiv schützt, bleibt ein leichtes Ziel. Unser Rat für Entscheider in KMU:
- Cybersicherheit regelmäßig auf den Prüfstand stellen
- Patchmanagement und Schwachstellenmanagement konsequent umsetzen
- Mitarbeiter zu Phishing, Social Engineering und sicheren Passwörtern schulen
- Notfallpläne für Ransomware-Angriffe erstellen und testen
- Backup-Strategien mit Offline-Komponenten implementieren
- Externe Unterstützung in Betracht ziehen, etwa für Penetrationstests, Awareness-Schulungen oder Security-Monitoring
Ein weiterer zentraler Punkt sind klare Zuständigkeiten und etablierte Kommunikationswege. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle relevanten Akteure (auch solche außerhalb der IT wie der Informationssicherheitsbeauftragte, der Datenschutzbeauftragte und die Geschäftsleitung) ihre Rollen kennen und reibungslos zusammenarbeiten können. Nur wenn Prozesse und Entscheidungswege im Vorfeld definiert sind, kann im Fall eines Cyberangriffs schnell und koordiniert gehandelt werden. Prävention bedeutet somit nicht nur Technik, sondern auch Organisation.
Fazit
Die Bedrohungslage im Cyberraum ist für deutsche Unternehmen so ernst wie nie. Professionalisierte Tätergruppen, der wachsende Einsatz von KI und die zunehmende internationale Vernetzung der Angreifer machen klar, dass Cyberkriminalität kein technisches Randthema, sondern ein strategisches Risiko verkörpert.
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