Steigende Zinsen: Auswirkungen höherer Kreditkosten auf den Mittelstand

Ein gutes Jahrzehnt lang entwickelte sich das Feld der Unternehmensfinanzierung ganz im Sinne der Wirtschaft. Die Zinsen für Unternehmenskredite waren rückläufig, was zu einem beschleunigten Wachstum führte. Doch nun wird die Zinswende vollzogen, die Zinssätze steigen. Nachfolgend beleuchten wir, welche Auswirkungen die Zinssteigerungen für den Mittelstand hat.

Entwicklung der Kreditzinsen

In den ersten Monaten des Jahres haben die Marktzinsen spürbar angezogen. Laut Handelsblatt liegt ein regelrechter Zinsschock vor: Die Zinssätze für Unternehmensdarlehen sind um ca. 80 Prozent gestiegen.

Hauptgrund für diese Entwicklung ist das Kriegsgeschehen in der Ukraine. Banken haben ihre Konditionen für Kredite angepasst, es wurde selbstbewusst an der Zinsschraube gedreht. Allerdings ist es weniger der Krieg, der die Zinsen treibt. Vielmehr hat dies mit der Inflation zu tun: Aufgrund von Versorgungsengpässen sind die Preise für zahlreiche Produkte in die Höhe geschnellt. Die gegenwärtige Inflationsrate ist beängstigend, einen solch schnellen Anstieg der Verbraucherpreise gab es in Deutschland selten.

Aufgrund dieser Entwicklung ist davon auszugehen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldmarktpolitik anpasst und im Jahresverlauf mehrfach den Leitzins anhebt. Dies wiederum wird an den Zinssätzen für Unternehmenskrediten nicht spurlos vorübergehen.

Eine Prognose zur Entwicklung der Zinsen möchten wir an dieser Stelle nicht wagen. Fakt ist, dass Finanzierungen bereits teurer geworden sind und ein weiterer Zinsanstieg nicht auszuschließen ist. Als Empfehlung verweisen wir auf die Zinsprognose von abakus24. Deren Fokus ist zwar auf die Zinsentwicklung im Feld der Immobiliendarlehen gerichtet, jedoch unterscheiden sich Hypothekenzinsen und Zinsen für Unternehmenskredite in der Entwicklung gar nicht so sehr.

Auswirkungen der Zinsentwicklung auf den Mittelstand

Zahlreiche Unternehmenslenker und Entscheider stellen sich derzeit die Frage, wie sich steigende Finanzierungskosten auf mittelständische Unternehmen auswirken. Diese Frage ist mehr als berechtigt, weil die Auswirkungen größer sind, als oft vermutet. Nachfolgend möchten wir auf die unserer Ansicht nach drei größten Aspekte näher eingehen.

1. Erschwerte Kreditaufnahme durch Zinsanstieg

Vor einer Kreditvergabe berücksichtigen Banken mehrere Kriterien. Im Mittelpunkt steht die Bonität des Unternehmen, weshalb gerne auf Cashflow, Vermögenswerte und Kreditverbindlichkeiten geachtet wird. Doch auch die Zinsentwicklung ist im Firmenkreditgeschäft von Bedeutung. Je höher die Zinsen steigen, desto teurer werden Kredite. Hohe Kreditraten können wiederum dazu führen, dass eine Kreditaufnahme nicht mehr möglich ist. Schon jetzt sind die Kreditneuzusagen rückläufig.

Die erschwerte Aufnahme von Krediten könnte für den Mittelstand eines der wichtigsten Themen der nächsten Jahre werden. Unternehmen, die stark von Fremdkapital abhängig sind, sollten ihre Kalkulationen unbedingt überprüfen und ggf. anpassen.

2. Steigende Finanzierungskosten

Zahlreiche Unternehmen werden auch in Zukunft mühelos Kredite aufnehmen können. Allerdings drohen Finanzierungen wegen der Zinssteigerungen teurer zu werden. Als Folge können Einsparungen an anderer Stelle notwendig sein.

Am ehesten wird der Rotstift bei Mitarbeiterannehmlichkeiten angesetzt. Doch gerade in Zeiten des Fachkräftemangels will solch ein Schritt wohl überlegt sein, denn viele Unternehmen können sich den Weggang ihrer Fachkräfte nicht leisten.

Ähnlich schwer dürfte es fallen, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu senken. Zwar lässt sich dort meist viel Geld einsparen, jedoch kann im Gegenzug die Innovationskraft drastisch nachlassen.

3. Zurückhaltung bei Unternehmensübernahmen

Eine aus Sicht vieler mittelständischer Unternehmen erfreuliche Konsequenz steigender Zinsen ist der Rückgang von Unternehmensübernahmen. Private Equity Firmen und anderen Investoren werden es wegen der Zinsbelastung schwerer haben, solche Übernahmen zu stemmen. So mancher Mittelständler dürfte aufatmen, sogar wenn er selbst kein Übernahmeziel ist. Schließlich sinkt das Risiko, dass Wettbewerber übernommen und in starke Unternehmensgruppen integriert werden.

Fazit – Mittelständler müssen steigende Zinsen berücksichtigen

Die Zinsen für Unternehmenskredite haben angezogen und ein weiterer Zinsanstieg ist nicht auszuschließen. Unternehmen, die auf Fremdkapital angewiesen sind und großvolumige Finanzierungen abschließen, dürften es wegen steigender Kreditkosten in Zukunft schwerer haben. Umso wichtiger ist es, vor dieser Entwicklung nicht die Augen zu verschließen, sondern schon jetzt die Weichen zu stellen.